Bitte lächeln! Welchen Einfluss Zähne auf unsere Gesundheit haben

Interview mit Dr. Mirjana Störmer, Zahnärztin und Fachzahnärztin für Parodontologie aus Bielefeld

Ein strahlendweißes Lächeln – das ist es, was sich die Mehrheit der Deutschen wünscht. Doch schöne Zähne sind nicht nur eine Sache der Ästhetik: Sind sie erkrankt, können Schmerzen auftreten und sogar der gesamte Organismus leiden. Im Interview spricht Dr. Mirjana Störmer, Zahnärztin und Fachzahnärztin für Parodontologie aus Bielefeld, über Ursachen für Zahnschmerzen, welchen Einfluss die Zahngesundheit auf unseren Körper hat und darüber, wie wir Zahnerkrankungen vorbeugen können.

Bauchmoment: Frau Dr. Störmer, fast jeder hatte schon einmal Beschwerden im Mundraum. Bei welchen Symptomen sollte man den Zahnarzt seines Vertrauens aufsuchen?
Dr. Störmer: Generell sollte man seinen Zahnarzt regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung und Prophylaxe aufsuchen. Nur so können Erkrankungen an den Zähnen oder am Zahnhalteapparat frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden – oder aber im Idealfall erst gar nicht entstehen. Weiterhin gilt: Bei Zahnschmerzen sollte man immer einen Experten aufsuchen.


„Dr. Mirjana Störmer: Etwa jeder 2. jüngere Erwachsene ist von einer Parodontitis betroffen.“


Bauchmoment: Was können denn Ursachen für Zahnschmerzen sein?
Dr. Störmer: Das ist nicht so einfach zu beantworten, da die Gründe sehr vielfältig sein können. Die bekannteste Ursache ist sicherlich Karies. Aber auch eine Zahnfleischentzündung, kann die sogenannte Gingivitis, kann Beschwerden wie z.B. Zahnfleischbluten verursachen. Dies ist die Vorstufe der Parodontitis. Doch auch freiliegende Zahnhälse, eine Dentinhypersensibilität oder eine Fehlfunktion des Kauorgans, die sogenannte craniomandibuläre Dysfunktion, die sich u.a. in Zähneknirschen und Gelenk- sowie Kopf- und Kieferschmerzen ausdrücken kann, können ursächlich sein.

Bauchmoment: Sie sagen, die Parodontitis wird häufig unterschätzt. Was genau ist denn eine Parodontitis?
Dr. Störmer: Die Parodontitis ist eine Entzündung des Zahnhalteapparates. Dazu gehören der Kieferknochen, das Zahnfleisch, die Zahnwurzel und Bindegewebsfasern. Sie ist die häufigste Ursache für Zahnverlust. Das muss jedoch nicht sein: Wird sie frühzeitig erkannt, ist sie sehr gut behandelbar und die eigenen Zähne können lange erhalten werden.

Bauchmoment: Wie entsteht eine Parodontitis?
Dr. Störmer: An der Entstehung einer Parodontitis sind viele Faktoren beteiligt, die Voraussetzung dazu ist aber das Vorhandensein von Bakterien. In der Mundhöhle sind ca. 700 verschiedene Bakterienarten zu finden, die es zum Ziel haben, einen festen Biofilm auf der Oberfläche eines Zahnes zu bilden. Dieser kann im weiteren Verlauf zu einer irreversiblen Schädigung des Zahnhalteapparates führen und ist abhängig von dem Zusammenspiel zwischen Patient, Immunsystem und Bakterien.

Bauchmoment: Und wie kommt es, dass manche Leute eher unter Karies zu leiden scheinen als andere?
Dr. Störmer: Auch bei der Entstehung von Karies spielt der Biofilm eine Rolle. Wird ihm beispielsweise durch die Ernährung genug Zucker zugeführt, bekommen die Bakterien einen Nährboden, auf dem sie wachsen können. Der Zucker wird zu Säuren verstoffwechselt, die zu einem Loch in der Zahnhartsubstanz führen können. 

Bauchmoment: Können Zähne denn neben Zahnbeschwerden auch körperliche Krankheiten hervorrufen oder begünstigen, bei denen man als Laie nicht direkt einen Zusammenhang zu den Zähnen vermuten würde?
Dr. Störmer: Das ist durchaus möglich. So haben Studien beispielsweise gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen einer Parodontitis – also der beschriebenen bakteriellen Entzündung des Zahnhalteapparates – und Diabetes gibt. Beides beeinflusst sich gegenseitig. Weiterhin scheint eine Parodontitis auch mit Frühgeburten und Rheumatiker Arthritis im Zusammenhang zu stehen. Auch können Zahnprobleme Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entzündungen der Nasennebenhöhlen oder aber Abszesse, die sich auf den ganzen Organismus auswirken, begünstigen. 

Bauchmoment: Woran liegt das? 
Dr. Störmer: Befinden sich an der Gewebeoberfläche im Mund kleinere Verletzungen – diese können beispielsweise durch Zähneputzen, den Einsatz von Zahnseide, beim Essen oder durch zahnärztliche Behandlungen auftreten – so können die Bakterien kurzfristig in unsere Blutbahn gelangen und dort andere Krankheiten verursachen.

Bauchmoment: Das hört sich ja gefährlich an. Wie kann ich dem vorbeugen und meine Zähne schön und gesund halten?
Dr. Störmer: Wichtig ist es, regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen zum Zahnarzt zu gehen. Je nach Befund und Zustand der Zähne sowie des Zahnhalteapparates sollte auch zwei- bis viermal im Jahr eine Prophylaxe durchgeführt werden. Auch auf eine gesunde Ernährung sowie den Verzicht auf verfärbende Nahrungsmittel wie Kaffee, Tee und Tabak sollte geachtet werden. Und natürlich ist eine optimale Mundhygiene zu Hause das A und O. 


Über Dr. med. dent. Mirjana Störmer

Dr. Mirjana Störmer, Zahnärztin und Fachzahnärztin Bielefeld
Dr. Mirjana Störmer, Zahnärztin aus Bielefeld

Dr. med. dent. Mirjana Störmer ist Allgemeinzahnärztin und Fachzahnärztin für Parodontologie. Nach dem erfolgreichen Studium der Zahnheilkunde sowie der Promotion an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und der Assistententätigkeit in Krefeld war sie für einige Jahre als Assistenzärztin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Uniklinikum Münster, Poliklinik für Parodontologie, tätig und erlangte vor der Prüfungskommission der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe ihre Qualifikation zum Fachzahnarzt für Parodontologie.
Dr. Mirjana Störmer führt eine eigene Praxis für allgemeine Zahnmedizin und Zahnerhaltung (Parodontologie) mit Sitz in Bielefeld. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Mehr Infos: www.dr-stoermer.de

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