Hämorrhoiden vorbeugen

Das Pojucken wirksam vermeiden

Es brennt und juckt – und das ausgerechnet am Po. Vielen Menschen ist die Angelegenheit so peinlich, dass sie noch nicht einmal mit ihrem Hausarzt darüber reden mögen. Wenn sie ihre Scham irgendwann doch überwinden, stellt sich oft heraus, dass sie mit ihrem Hämorrhoidalleiden keineswegs allein sind: Der Berufsverband der Coloproktologen in Deutschland schätzt, dass in Mitteleuropa rund jeder zweite Erwachsene im Laufe seines Lebens mit hämorrhoidalen Beschwerden zu kämpfen hat. Wichtig ist, das Problem so früh wie möglich behandeln zu lassen, um es in den Griff zu bekommen. Werden die Beeinträchtigungen und Schmerzen dagegen zu lange ignoriert, dann sind die Folgen weitaus unangenehmer.

Hämorrhoiden: Ohne die Polster wäre der Darm „undicht“

Das wichtigste vorab: Jeder Mensch hat Hämorrhoiden, sie sind keine Erkrankung. Hämorrhoiden sind im Prinzip nichts weiter als sehr gut durchblutete Schwellkörper, die im Analkanal liegen. Sie haben aber eine wichtige Funktion: Mit ihrer Hilfe schafft es der Schließmuskel den Darm „abzudichten“. Ohne diese Polster wäre der Mensch schlicht inkontinent. Sind die Schwellkörper allerdings vergrößert und/oder ausgeleiert, dann können sie Ihre Aufgabe nicht mehr hundertprozentig erfüllen. So passiert es, dass kleine Mengen Flüssigkeit aus dem Mastdarm auf die hochsensible Haut im Analbereich gelangen: Diese Reizung juckt und brennt dann, gelegentlich kommt es zu Nässungen und Blutungen. In diesen Fällen diagnostiziert der Facharzt dann häufig ein Hämorrhoidalleiden.

Schon gewusst? Hat das Blut ein hellrote Farbe, dann spricht vieles dafür, dass die Ursache in erweiterten Hämorrhoiden liegt. Dunkelrotes Blut kann dagegen auch ein Indiz für eine ganz andere Darmerkrankung liefern. In beiden Fällen empfiehlt es sich, unverzüglich einen Facharzt aufzusuchen.  

Hämorrhoiden Ursachen: Bindegewebsschwäche, aber auch Verstopfung und Bewegungsmangel

Es ist keine Frage des Alters oder des Geschlechts, wann ein Hämorrhoidalleiden auftritt. Nach Erfahrungen des eingangs erwähnten Berufsverbandes der Coloproktologen in Deutschland (BCD) zeigt sich eine Häufung bei Frauen und Männern, die zwischen 30 und 50 Jahre alt sind. Eine oft diagnostizierte Ursache ist die genetisch bedingte Bindegewebsschwäche. Aber: Verbreitete Risikofaktoren sind auch regelmäßige Verstopfung und – zumeist damit einhergehend – Bewegungsmangel. Wenn der Körper nicht in Schwung gebracht wird, verfällt auch der Darm in Trägheit. In der Konsequenz sitzen viele Menschen auf der Toilette – und pressen und pressen. Der wiederkehrende Druck auf die Schwellkörper lässt die Polster auf Dauer ausleiern.

Schon gewusst? Nicht wenige Mediziner machen auch die (falsche) Sitzposition im 90-Grad-Winkel auf der Toilette für die Entwicklung erweiterter Hämorrhoiden mitverantwortlich. Optimaler wäre eine 35-Grad-Hockstellung – sie erleichtert dem Darm die Öffnung und Entleerung. Im Sanitärhandel sind kleine Hocker erhältlich, die vor die Toilette gestellt und auf denen dann die Füße platziert werden, so dass der Körper in eine 35-Grad-Position kommt.

Hämorrhoiden Nur eine sorgfältige Untersuchung verschafft Klarheit

Hämorrhoiden, die bereits erweitert sind, werden mit speziellen Salben, Zäpfchen und/oder Analtamponaden behandelt, die gegen das Brennen und Jucken wirken. Zur Anamnese führt der Arzt zunächst eine Enddarmspiegelung durch. Er benutzt dazu eine kleines Rohr mit integrierter Linse, das in den After eingeführt werden kann. Auf diese Weise können eine mögliche Enddarmentzündung, Tumore und/oder Polypen ausgeschlossen werden. Im Rahmen einer Proktoskopie, das ist die Spiegelung des Analkanals mit einem kleineren Rohr, kann der Vergrößerungsgrad der Hämorrhoiden bestimmt werden. Findet der Mediziner dabei dunkles Blut, wird er zu einer Darmspiegelung raten, um beispielsweise Erkrankungen wie Darmkrebs auszuschließen.

Wettlauf gegen die Zeit: Die vier Hämorrhoiden-Stadien der Entwicklung

Hämorrhoidalleiden entwickeln sich in vier Stadien. Je eher sie behandelt werden, desto größer sind die Chancen, die Beschwerden zu beherrschen.

  1. Im ersten Stadium sind die Hämorrhoiden zwar bereits vergrößert, aber äußerlich noch nicht sichtbar.
  2. Beim zweiten Grad ist die Schwellung der Polster bereits weiter fortgeschritten und sie können beim Stuhlgang aus dem Analkanal „herausrutschen“ – sie ziehen sich anschließend aber wieder eigenständig in ihre Position zurück. Es treten leichte Blutungen und gelegentliches Nässen auf.
  3. In Stadium drei können die Hämorrhoiden schließlich sogar „spontan“, also beispielsweise bei schweren Kraftanstrengungen, nach außen treten. Sie müssen dann mit der Hand zurückgeschoben werden, von allein ziehen sie sich nicht mehr zurück.
  4. Im vierten Stadium gibt es keine Chance mehr, die Schwellkörper zurückzudrücken – sie verbleiben dauerhaft außen.

Hämorrhoiden Behandlung und Therapie: Von der Verödung bis zum „Lifting“

Die Therapie mit Spezialsalben und Zäpfchen bei leichten Hämorrhoidalerkrankungen mit milden Symptomen verschafft zwar Linderung, bewirkt jedoch keine Heilung. Nach eingehender Untersuchung und Besprechung mit dem Arzt kann es ab einem gewissen Befund sinnvoll sein, eine Verödung der vergrößerten Hämorrhoiden vorzunehmen. Dazu wird ein Medikament in die erweiterten Schwellkörper gespritzt, die sich dadurch wieder zusammenziehen. Der Eingriff ist schmerzarm und kann ambulant durchgeführt werden.

Ab dem zweiten Stadium empfiehlt sich eine Gummibandligatur. Die erweiterten Teile der Hämorrhoiden werden mit einem Gummiband abgebunden. Das so isolierte, überschüssige Gewebe fällt nach rund zwei Wochen – häufig unbemerkt – beim Stuhlgang ab.

Ab Stadium drei und vier hilft zumeist nur noch eine Operation. Je nach individuellem Ausmaß müssen die Hämorrhoiden ganz klassisch entfernt werden (mit dem Skalpell oder via Laser), die Blutgefäße werden abgebunden. Abhängig vom gewählten Verfahren wird die Wunde im Enddarm teilweise oder auch komplett vernäht, andere Methoden arbeiten mit einer Offenhaltung. In jeden Fall ist eine sorgfältige Nachpflege erforderlich.

Haben die Hämorrhoiden eine gewisse Größe noch nicht überschritten (bevorzugt in Stadium drei), so bietet die sogenannte Hämorrhoidopexie fundierte und schmerzarme Erfolgsaussichten. Prinzipiell funktioniert sie wie ein Lifting. Am oberen Ende der Hämorrhoiden werden kreisrunde Schleimhautstreifen entfernt und das verbleibende Polster wird anschließend mit kleinen Titan-Klammern quasi „angehoben“: Durch die folgende Narbenbildung fixieren sich die Hämorrhoiden in ihrer ursprünglichen Position.

Gönnen Sie Ihrem Darm etwas Gutes: Vorbeugen ist das beste Rezept

Das beste Rezept gegen ein unangenehmes bis schmerzhaftes Hämorrhoidalleiden bleibt jedoch die Vorbeugung. Schützen Sie sich und Ihren Darm durch das Einhalten von ein paar Regeln, die Ihrem gesamten Wohlbefinden zugutekommen.

Tipps: Hämorrhoiden vorbeugen

Ernähren Sie sich ballaststoffreich.

Ihre Verdauung ist immer so gut wie Ihre Ernährung. Wählen Sie bevorzugt ballaststoffreiche Lebensmittel aus, die Verstopfung vorbeugen. Vollkornbrot, Müsli und Gemüse sowie viel frisches Obst sind ideal.

Trinken Sie reichlich, lieber mehr als zu wenig.

Durch zwei Liter stilles Mineralwasser oder andere kalorienarme Getränke können die Ballaststoffe im Darm prima quellen.

Bewegen Sie sich regelmäßig und ausreichend.

Fahrradfahren und Schwimmen mag der Darm gerne. Aber auch jeder Spaziergang und jede Treppe, die Sie statt des Aufzugs nehmen, bereitet ihm eine kleine Freude.

Nehmen Sie sich Zeit für den Stuhlgang.

Gewöhnen Sie Ihren Darm an eine möglichst immer gleiche Tageszeit für den Stuhlgang. Pressen Sie nicht übermäßig. Verzichten Sie aber auch auf Abführmittel, probieren Sie besser einmal Flohsamen. Überlegen Sie, ob Sie sich vielleicht einen kleinen Hocker für die Füße zulegen, damit der Darm sich leichter entleeren kann.

©Aleksej/Adobe Stock

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