Diagnose Morbus Crohn –und nun?
Leiden Sie unter wochenlangen starken Bauchkrämpfen, übermäßigem Durchfall und häufigem Erbrechen? Das könnte Morbus Crohn sein. Und die Krankheit ist gar nicht so selten wie oft gedacht: Seit Anfang des 19. Jahrhunderts steigt die Anzahl der betroffenen Patienten stetig an.
In Deutschland leiden etwa 120 bis 200 Menschen pro 100.000 Einwohner an Morbus Crohn. Die Neuerkrankung beläuft sich im Durchschnitt auf fünf Menschen pro 100.000 Einwohner. Aktuell leiden in Deutschland rund 300.000 Menschen an Morbus Crohn. Häufig erkranken die Betroffenen zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr. Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen.
Gestörtes Immunsystem verursacht Darmentzündung
Morbus Crohn ist neben Colitis ulcerosa ebenfalls eine chronisch entzündliche und schubweise verlaufende Darmerkrankung. Im Gegensatz zu Colitis ulcerosa kann bei Morbus Crohn jedoch die Schleimhaut des gesamten Magen-Darm-Traktes von der Mundhöhle über die Speiseröhre bis zum After betroffen sein. Am häufigsten sind der Endteil des Dünndarms, das sogenannte terminale Ileum, sowie der Beginn des Dickdarms, auch Kolon genannt, befallen.
Bei Morbus Crohn reagiert das Immunsystem gestört. Der Körper schüttet Botenstoffe aus, die den Darm attackieren. So entsteht eine dauerhafte Entzündung, welche bis in die tieferen Schichten der Darmwand eindringt. Dadurch verdickt sich die Darmwand nach und nach.
Morbus Crohn beginnt häufig schleichend. Erste Anzeichen für die chronisch entzündliche Darmerkrankung (CED) können starke, teils krampfartige Bauchschmerzen, die besonders häufig im rechten Unterbauch zu spüren sind, sein. Die Betroffenen können außerdem unter Blähungen, Übelkeit und vermehrten Stuhlgängen bis hin zu Durchfällen tags und nachts leiden. In manchen Fällen kann es außerdem zu Verstopfung kommen.
Die Krankheit verläuft meist in Schüben. Phasen ohne Entzündung mit wenig bis keinen Beschwerden wechseln sich mit Entzündungsschüben mit stärkeren Symptomen ab. Eine Attacke kann mit plötzlichen Beschwerden oder durch erste kleine Anzeichen auftreten. Betroffene haben meist ein Leben lang mit Schüben zu kämpfen und sind während eines Schubs zum Teil erheblich im Alltag eingeschränkt.
Symptome bei Morbus Crohn
- Blähungen
- Übelkeit
- Durchfälle oder Verstopfungen
- Fieber bzw. erhöhte Temperatur
- Gewichtsverlust
- Appetitlosigkeit
- Schlappheit und Müdigkeit
- Wachstumsverzögerung bei Kindern
- entzündliche Hautveränderungen des Unterhautfettgewebes an den Beinen (Erythema nodosum)
- Entzündung von Augen
- Schmerzen an Knie- oder Sprunggelenken
- kleine Geschwüre der Mundschleimhaut (Aphthen)
- Fisteln und Abszesse im Analbereich
Ursachen für Erkrankung nicht abschließend geklärt
Welche Ursachen zur Erkrankung an Morbus Crohn führen, ist noch nicht abschließend geklärt. Forscher gehen davon aus, dass es sich um eine Autoimmunkrankheit handelt, bei der der Körper gegen sein eigenes Immunsystem arbeitet. Fest steht bisher, dass bei Betroffenen mehr als 160 Gene verändert sein können. Eines der fehlerhaften Gene heißt beispielsweise NOD2/CARD 15, welches für die Immunzellen, die in der Darmschleimhaut vorkommen, wichtig ist.
Ebenfalls wurde beobachtet, dass in Familien gehäuft Morbus Crohn auftreten kann. Man geht demnach davon aus, dass Morbus Crohn vererbbar und somit genetisch bedingt ist.
Als weitere mögliche Gründe werden Umwelteinflüsse, ungesunde Ernährung, übertriebene Hygiene sowie Rauchen genannt. Denn es ist bewiesen, dass Raucher häufiger an Morbus Crohn erkranken als Nichtraucher.
Vermutlich ist der Ausbruch der Erkrankung auf mehrere Ursachen zurückzuführen.
Langwieriger Weg zur Diagnose
Die Diagnose von Morbus Crohn ist oftmals schwierig und langwierig, da die Erkrankung häufig nicht sofort erkannt wird. Deshalb ist es wichtig, bei etwaigen Symptomen einen Experten, wie z.B. einen Gastroenterologen, aufzusuchen.
Zunächst folgt eine ausführliche Anamnese. Neben einer Befragung wird auch der Bauch untersucht. Beim Abtasten des Bauches kann man häufig einen Widerstand im rechten Unterbauch spüren. Drückt der Arzt auf diesen Bereich, fühlt sich das für den Patienten häufig unangenehm oder schmerzhaft an. Um entzündete Darmabschnitte zu erkennen, kommt ein Ultraschall zum Einsatz, denn diese drücken sich durch eine Verdickung der Darmwand aus. Anschließend erfolgen meist eine Gastroskopie (Magenspiegelung) sowie eine Koloskopie (Darmspiegelung) mittels eines Endoskops. Zusätzlich sollte auch eine Darstellung des gesamten Dünndarms duch eine Kernspinntomographie erfolgen.
Bei der Darmspiegelung werden meist Geschwüre in der Darmschleimhaut, Verengungen und Blutungen vorgefunden. Die Darmschleimhaut ist rau und zerklüftet anstatt glatt und ebenmäßig. Aus entzündeten Bereichen werden dann Gewebeproben entnommen. Durch diese kann Morbus Crohn identifiziert werden.
Durch Blutuntersuchungen kann festgestellt werden, wie stark der Entzündungsprozess ist und ob der Patient an Mangelerscheinungen leidet. Weiterhin wird eine Stuhlprobe auf Entzündungswerte untersucht.
Diagnose Morbus Crohn – und jetzt?
Lautet die Diagnose Morbus Crohn, so gilt als Erstes: nicht verzweifeln! Morbus Crohn ist nach bisherigem Stand zwar nicht heilbar; wird die Erkrankung richtig behandelt, haben die Patienten jedoch eine normale Lebenserwartung. Eine Behandlung kann die Beschwerden lindern, den Entzündungsprozess bremsen und die Phasen ohne Krankheitszeichen verlängern. Die Behandlung ist davon abhängig, in welcher Schwere die Erkrankung vorliegt und welche Teile des Verdauungstraktes betroffen sind.
Zusammen mit dem Betroffenen wird ein individueller Therapieplan erarbeitet. Dieser beinhaltet neben einer medikamentösen Behandlung auch eine Umstellung der Ernährungs- und Lebensweise. Gerade in der Anfangsphase helfen gute Kochbücher speziell für Betroffene von Morbus Crohn dabei, sich in die Ernährungsumstellung hineinzufinden. Das Ziel der Behandlung ist es, die entzündlichen Vorgänge zu hemmen und narbige Einengungen zu vermeiden. In manchen Fällen ist auch ein chirurgischer Eingriff nötig.
Sollten Sie von Morbus Crohn betroffen sein, so sollten Sie besonders eins tun: Ihr Leben nicht von der chronisch entzündlichen Darmerkrankung bestimmen lassen.